Die Mauser von Hühnern

Wenn Du neu in der Hühnerhaltung bist, dann graut es Dir vielleicht schon vor der allerersten Mauser Deiner Hühner. Aber keine Sorge! Dieser Vorgang ist absolut natürlich und ich beantworte in diesem Artikel Fragen aus meiner Community, die mir zum Thema Mauser gestellt wurden. Die Antworten werden Dir helfen zu verstehen, was bei der Mauser im Vogel passiert, und was alles normal ist. Deshalb starten wir direkt mit der wichtigsten Frage.

Was genau passiert eigentlich bei der Mauser?

Bevor ich Dir den Ablauf erkläre, erzähle ich Dir erstmal wann das Huhn überhaupt mausert: Es gibt beim Huhn verschiedene Arten von Mauser. Zum einen mausert das Huhn während der ersten sechs Monate seines Lebens drei Mal. Danach findet die Mauser jährlich im Spätsommer oder Herbst statt. Viele stellen sich die Mauser so vor, dass das Huhn alle Federn abwirft und dann neu bildet. Das passiert allerdings nur in Ausnahmen. Es hat nämlich einige Nachteile für das Huhn alle Federn auf einmal abzuwerfen:

• Wärmeverlust durch fehlende Federn
• Verlust von Schutz vor Regen und Kälte
• Flugunfähigkeit und damit verbunden schlechtere Chancen Beutegreifern zu entkommen

Deshalb mausern Hühner nur nach und nach Ihre Federn. Dies wird auch Teilmauser genannt. Eine weitere Mauser ist die Schreckmauser, welche nur dann auftritt, wenn das Huhn einem Angriff von Beutegreifern entkommen ist. Außerdem kann das Huhn auch im Sommer, wenn es sehr heiß ist, aufgrund des Hitzestresses eine Teilmauser vollziehen. 

So startet das Huhn die Mauser

Während der Mauser verändert sich die Hormonkonzentrationen im Huhn. 

Licht sorgt dafür, dass das Hormon FSH aus dem Gehirn (Hypophysenvorderlappen) freigesetzt wird. FSH führt dazu, dass das Ovarialfollikel wächst und Östrogen im reifenden Follikel gebildet wird. Östrogen beeinflusst den Eisprung im weiblichen Körper. Beim Huhn bzw. Vogel sorgt es unter anderem dafür, dass in der Leber Vitellogenin produziert und über das Blutplasma transportiert wird.

Nimmt im Spätsommer die Tageslänge ab, wird weniger FSH freigesetzt, die Östrogen- und Vitellogenin-Produktionen nehmen ab. Östrogen wirkt auch hemmend auf das Hormon Thyroxin. Nimmt jedoch die Östrogenproduktion ab, so kann die Schilddrüse das Thyroxin produzieren.

Durch die Veränderung des Hormonhaushaltes, wirst Du Deine Hühner auch nicht bei der Paarung beobachten können. Es fehlt der hormonelle Anreiz.

Die Mauser ist ein natürlicher Vorgang, welcher auch bei Wildvögeln vorkommt

Der Vorgang der Veränderung des Hormonhaushaltes wird auch bei Wildvögeln beobachtet, welcher mit weiteren Veränderungen einher geht:

• Reduzierung der Nahrungsaufnahme und damit Verlust von bis zu 40 % des Körpergewichtes
• Federverlust
• Rückbildung des Fortpflanzungssystems

Durch die Rückbildung und den Wiederaufbau des Fortpflanzungssystems legt der Vogel eine Ruhepause ein und verjüngt damit das Körpergewebe.

 Achtung: Dein Huhn ist während der Mauser sehr sensibel!

Während der enormen hormonellen Umstellung und des Federwechsels sind Hühner auch sehr sensibel und wollen von Dir nicht angefasst werden. Neben dem Verlust der Widerstandsfähigkeit gegen Kälte und Nässe ist das Huhn zusätzlich auch viel anfälliger für Infektionen. 

Beobachtung aus der Community: „Wir beobachten Kotveränderungen bis Absteigen in der Rangordnung. Auch die Eischalenqualität wird oft kurz vor der Mauser und Legepause schlechter.“

Ja, auch das ist vollkommen normal in der Mauser. Das Huhn befindet sich in einer Stress-Situation und ist nicht motiviert Rangkämpfe auszutragen. Häufig ziehen sich die mausernden Hennen aus der Gruppe zurück. Wichtig für Dich als Mensch ist, sie einfach machen zu lassen und so wenig wie möglich zu stören. Auch Veränderungen am Stall oder in der Fütterung lässt Du jetzt bitte bleiben.

Warum mausern manche Hennen schneller und stärker und Andere nur wenig und langsamer?

Genau wie wir sind Hühner Individuen. Selbst wenn sie optisch für uns gleich aussehen mögen, so sind sie auf genetischer Ebene doch sehr variabel. Wie schnell ein Huhn durch die Mauser durch kommt, wird deshalb natürlich durch die Gene beeinflusst, aber auch die Umwelt, die wir den Hennen bieten, trägt zur Geschwindigkeit der Mauser bei. Findet die Henne ausreichend Nährstoffe für die Federneubildung, so kann sie die Federn schneller bilden, als wenn sie in einer Mangelsituation ist.

Beobachtung aus der Community: „Ich habe ein Huhn, das mausert wie blöd, scheint aber noch zu legen, ein anderes hingegen schon eine Woche nicht, verliert aber ganz wenig Federn“

Diese Beobachtung beschreibt genau das, was ich im vorherigen Abschnitt versucht habe zu vermitteln. Da die Hennen so unterschiedlich sind, ist es nur logisch, dass auch die Mauser unterschiedlich abläuft. Ich stelle immer gerne den Vergleich zum Menschlichen Körper her. Der Zyklus und die Periode von Frauen laufen ja auch nicht bei allen gleich ab. Und die Hormone sind auch unterschiedlich stark vorhanden. So ist es bei Hühnern auch.

Gibt es einen Unterschied zwischen Hybriden und Rassehühnern?

Ja, es gibt definitiv einen Unterschied. Die Hybrid-Legehennen aus der Landwirtschaft sind darauf gezüchtet möglichst lange viele Eier zu legen. Eine natürliche Mauser im Herbst kommt da sehr ungelegen. Deshalb wurden die Hennen so züchterisch bearbeitet, dass bei gleichbleibender Beleuchtung die Hennen auch den Winter über durchlegen. Bei Rassehühnern sieht das häufig ganz anders aus. Sie sind sehr empfindlich gegenüber Licht und eine künstliche Beleuchtung täuscht sie nur selten. Tatsächlich ist es so, dass viele Rassehuhn-Hennen auch trotz künstlicher Beleuchtung mausern. Sie wurden allerdings auch züchterisch nicht auf hohe und langandauernde Legeleistungen gezüchtet.

Probleme, wenn die Mauser ausbleibt

Das nicht mausern kann aber ein Problem sein, wenn die Hybrid-Legehennen nach ihrer Legeperiode nicht zum Schlachter, sondern zu Dir als gerettetes Huhn in den Garten wandern. Du hast mit natürlichen Wegen häufig keine Chance Deine Hennen zum Mausern zu bewegen. Keine Mauser bedeutet aber umgekehrt:

• eine kontinuierliche Eierproduktion
• eine ausbleibende Regeneration der Reproduktionsorgane
• eine hohe Anfälligkeit für die so genannten Produktionskrankheiten wie z.B. Legedarmvorfall, Legedarmentzündung und Lebertumore

Wenn in der Landwirtschaft eine Herde Legehennen doch mal gemausert werden soll, dann wurde das in der Vergangenheit versucht der Natur nachzuahmen. Kleiner Spoiler: Das war nicht immer tierfreundlich. Um die Mauser künstlich herbeizuführen, wurde eine Kombination aus Futterentzug und Verkürzung der Tageslänge von 16 auf 8 Stunden durchgeführt. Mittlerweile ist ein kompletter Futterentzug zum Glück nicht mehr erlaubt. Jetzt wird die Ernährung umgestellt, was für die Hennen viel besser ist.

Mein Tipp, was Du bei einer ausbleibenden Mauser tun solltest

Es gibt die Möglichkeit, dass Dein Huhn eine "stille Mauser" macht, bei dem Du keinen Federverlust beobachten kannst. Wenn Du Dir nicht sicher bist oder tatsächlich das Problem hast, dass deine alten Hybridhennen so gar nicht mausern, dann lass Dich von Deinem Tierarzt oder Deiner Tierärztin dazu beraten. Diese können Dir beraten und auch mit der Gabe von Hormonen weiterhelfen. 

Hast Du Lust auf mehr?

Wenn Du tiefer in solche Themen einsteigen möchtest und wissen willst, wie Du Deine Hennen z.B. in der Mauser unterstützen kannst, dann komm in mein Programm HuhnWohl für fortgeschrittene Hühnerhalter:innen. Dort sammle ich all mein Wissen und meine Recherchearbeit exklusiv für Dich und die anderen Teilnehmer*innen an.