Das Sundheimer Huhn – Anfängerfreundlich und liebenswert
Einblicke in die Zuchtarbeit an der Universität Hohenheim
Zum Interview habe ich David Kohnke eingeladen, der als Doktorand das Projekt "Zweinutzungshühner im Ökolandbau: Zucht und Potentialermittlung geeigneter Herkünfte sowie Umsetzung in die Praxis" am Fachgebiet für Tierhaltung und Tierzüchtung in den Tropen und Subtropen der Universität in Hohenheim betreut.
Hallo David, Du beschäftigst Dich in Deiner Doktorarbeit mit der Leistungsprüfung vom Sundheimer Huhn. Wie ist es zur Idee zu diesem Projekt gekommen?
David: Das Sundheimer Huhn ist die regionale Rasse aus Baden-Württemberg. Sundheim, ein Teilort von Kehl ist rund 130 km entfernt von Hohenheim. Wir haben auch ein Huhn gesucht mit einem hohen Wiedererkennungswert und beim Sundheimer Huhn haben wir dies durch die columbia Zeichnung und die befiederten Füße, die sofort wiedererkannt werden können.
Foto: Meike Pantel
Und was genau war die Fragestellung als ihr damit angefangen habt mit dem Sundheimer Huhn zu arbeiten?
David: Wir haben ja die Problematik mit dem Kükentöten seit Jahren in der gesellschaftlichen Diskussion und seit 2022 gibt es auch ein Verbot des Kükentötens und wir haben als Alternative eine Zweinutzungsrasse gesucht, die wir für die Landwirtschaft anbieten wollen. Das Sundheimer Huhn gilt ja auch als erstes deutsches Zweinutzungshuhn.
War es Euch da wichtig ein Rassehuhn zu nehmen und nicht auf eine Kreuzung zurückzugreifen?
David: Ja bei den Rassehühner haben wir zum einen den Vorteil, dass die Nachzucht auf den Betrieben leichter möglich ist. Die Zuchtstruktur ist einfacher, aber das Sundheimer Huhn ist auch eine gefährdete Rasse, die vom Aussterben bedroht war. Sie steht auf der roten Liste der Einheimischen gefährdete Nutztierrassen und durch die Stärkung dieser Rasse können wir eben auch die Rasse erhalten.
Sehr gut! Wie weit bist Du aktuell mit der Datenerfassung?
David: Wir sind jetzt im dritten Jahr und in den ersten beiden Jahren haben wir Bruteier von Rassegeflügelzüchtern gesammelt und sind teilweise auch noch an der Prüfung. Eine Legeleistung Prüfung braucht ein ganzes Jahr beziehungsweise nach Schlupf sind es dann ja eineinhalb Jahre. Das heißt Zucht braucht einfach seine Zeit und daher sind wir sehr froh, dass das Projekt bis Ende 2026 weiterläuft. In meiner Promotion werde ich dann die die Daten aus den ersten 3 Jahren verwenden, aber das Projekt läuft weiter und wir sind ganz gespannt auf die Ergebnisse unserer eigenen Anpaarungen.
Traditionelle Geflügelzucht trifft auf Hühnerzucht an der Uni
Euer Projekt wurde sehr stark durch die Züchter des Sundheimer Huhnes unterstützt. Steht ihr in regelmäßigem Austausch mit diesen?
David: Wir arbeiten zusammen mit dem Sonderverband Sundheimer Huhn und sind in einem engen Austausch unter anderem mit dem Zuchtwart, weil wir diese Rasse erhalten wollen. Das heißt wir achten auf typische Rassemerkmale und für die Abschlussarbeit erarbeiten wir auch einen Erfassungsbogen, damit wir diese wichtigen Merkmale, die die Rassegeflügelzüchter im Fokus haben, berücksichtigen.
Das Projekt ist ja jetzt schon im 3. Jahr. Wie finden die Züchter das Projekt nach dieser langen Zeit, in der Ihr Euch mit dem Sundheimer Huhn beschäftigt? Gibt es da noch großes Interesse und finden das Projekt gut?
David: Ja, auf jeden Fall! Wir geben ja auch Rückmeldungen. Diejenigen, die Bruteier geliefert haben, werden Rückmeldung über die durch uns erfassten Leistungen bekommen. Aber auch wenn wir Abweichungen bei den äußerlichen Rassemerkmalen auffinden, melden wir das zurück. Dies kann dann bei Züchtertreffen diskutiert werden.
Das klingt nach wirklich viel Herzblut, was ihr mit den Züchtern schon gemeinsam erreicht habt. Wo siehst Du aktuell die Herausforderungen beim Sundheimer Huhn, dass es sich auch in der Landwirtschaft etablieren könnte.
David: Die einzelnen Rassegeflügelzüchter haben ganz unterschiedliche Zuchtschwerpunkte. Man muss einfach berücksichtigen, dass auf einem Zuchtwettbewerb das Aussehen vor allem beurteilt wird. Dieses führt dann auch zu einer Auszeichnung. Für die Landwirtschaft wird aber natürlich die Legeleistung ein ganz wesentlicher Punkt sein und hier müssen wir uns verbessern, weil auch die Rassegeflügelzüchter nicht mehr die Legeleistung erreichen, die ursprünglich im Rassestandard festgelegt war. Wenn wir uns in der Legeleistung verbessern, dann wird es für die Landwirtschaft interessant.
Foto: Meike Pantel
Tierindividuelle Datenerfassung ist eine große Herausforderung beim Huhn
Ja, ich meine Du und ich wissen es ja sehr gut, dass die Legeleistungserfassung pro Legehenne ein unglaublicher Arbeitsaufwand ist. Die Züchter können das gar nicht leisten. Wie schafft Ihr es im Projekt das zu leisten?
David: Wir haben in der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf das Weihenstephaner Muldennest, bei dem die Hennen einen Transponder am Fuß haben und dann im Nest erkannt werden. Das klappt nicht immer. Die Henne muss erstmal auch ins Nest gehen, dann ist aber eine Erfassung möglich. Auch in unserem Hühnerprüfmobil sollen elektronische Legenester installiert werden, um die Leistungserfassung auszuweiten. Unsere Hoffnung ist, dass wir mit Partnern das so attraktiv und praktikabel hinkriegen, dass das dann auch vielleicht in der Hobbyzucht genutzt werden kann. Wir sind optimistisch, dass wir da eine Technik einbinden können, welche für viele interessant werden können. Und was natürlich auch für andere Forschungsprojekte super wäre.
Foto: Tobias Rentschler
Sundheimer Hühner bei Hobbyhühnerhalter*innen
Das wäre natürlich ein Traum. Vor allem, wenn dann zukünftig in der Geflügelzucht wieder mehr auf die Legeleistung geachtet werden könnte. Jetzt mal eine Frage für unser Hobbyhühnerhalter: Kannst Du das Sundheimer Huhn für die private Hühnerhaltung im Garten empfehlen?
David: Auf jeden Fall! Das Sundheimer Huhn wird auch als Einsteigerhuhn beschrieben. Es ist wirklich vom Verhalten sehr angenehm und wir sehen auch bei den Hähnen in der 16. Lebenswoche, dass die sich immer noch super vertragen. Auch von den Flugeigenschaften ist es wirklich ein entspannendes Tier. Im Rassestandard waren mal 220 Eier genannt aber die Züchter haben uns gemeldet, dass sie zwischen 160 – 200 Eier im ersten Lebensjahr bekommen. Das ist momentan der Stand der Legeleistung.
Aber für den Hobbygebrauch ist ja durchaus ausreichend.
David: Genau.
Wenn sich jetzt ein privater Hühnerhalter dazu entscheidet, das Sundheimer Huhn auszuprobieren. Worauf muss man sich einstellen, wenn man Sundheimer im Garten halten will?
David: Also von den Rückmeldungen und den Gesprächen mit den Züchtern fällt mir da jetzt direkt in nichts ein. Was es besonders machte sind ja diese befiederten Füße, was eventuell ein Problem bei matschigen Ausläufen sein kann. Wobei wir in unseren Leistungsprüfungen keine Probleme hatten. Aber man sollte trotzdem im Blick haben, dass es nicht zu nass ist im Auslauf.
Alles klar. Dann jetzt zum Abschluss: Gibt es lustige Fun-Facts über das Sundheimer Huhn oder eine Situation, in der Dich die Sundheimer zum Lachen gebracht haben?
David: Wenn man die Sundheimer Hähne oder Hennen wiegt, setzen wir diese in eine Kiste auf einer Waage. Es kam schon vor, dass ein Tier aus der Kiste gehüpft ist und über die Notebook-Tastatur gegangen ist. Möglicherweise um das eigene Gewicht zu beschönigen?!
Sind sie denn dann wieder leicht einzufangen?
David: Ja das ist kein Problem. Und natürlich wird dann das korrekte Gewicht wieder eingetragen.
Das stelle ich mir wirklich lustig vor. Vielen Dank für das Interview und ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg mit Deiner Doktorarbeit. Ich freue mich schon, wenn dann irgendwann Deine Ergebnisse veröffentlicht sind.
Über David Kohnke
Foto: Meike Pantel
An der Universität Hohenheim arbeitet David Kohnke am Fachgebiet für Tierhaltung und Tierzüchtung in den Tropen und Subtropen im Projekt "Zweinutzungshühner im Ökolandbau: Zucht und Potentialermittlung geeigneter Herkünfte sowie Umsetzung in die Praxis". Dieses Projekt ist Teil von Öko2Huhn. In diesem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Bundesprogramms ökologischer Landbau geförderten Projektes arbeitet er an der Leistungserfassung vom Sundheimer Huhn. Es werden Daten in der Aufzucht und in der Legeperiode erfasst. Daraus wird ein Zuchtkonzept erstellt, welches den Sundheimer Hühnern einen Weg in die Landwirtschaft und damit auch einen dauerhaften Erhalt der Rasse sichern soll.