Das Huhn und die Rassenvielfalt
Die beeindruckende Rassevielfalt des Huhnes in Deutschland
Schaut man sich alleine die genetische Vielfalt der in Deutschland einheimischen Hühner an, wird klar, dass das genetische Potential des Huhnes beeindruckend ist. Vom Augsburger mit dem hübschen Kronenkamm über die Altsteirer mit dem lustigen Schopf auf dem Kopf bis hin zum Sundheimer mit den befiederten Füßen, gibt es einige Hühnerrassen, welche deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient haben.

Diversität ist ein Erfolgsmodell
Durch die Domestikation des Haushuhns hat sich das Erscheinungsbild der Hühner so vielfältig entwickelt. Diese sind auf die Regionen, in denen sie gezüchtet wurden, spezialisiert und angepasst. Grundlage für jeden Zuchterfolg von Hühnern ist eine unglaubliche genetische Vielfalt und Menschen, welche seit Jahrtausenden zielorientiert züchten. In den 60er Jahren wurde die Zucht unter anderem durch Hybridisierung und den Nutzen des Heterosis Effektes so weit spezialisiert, dass bestimmte Eigenschaften des Huhnes heraus gezüchtet wurden. So entstanden die klassischen Legehennen und Masthähnchen. Doch die Rassevielfalt der Hühner ist aus verschiedenen Gründen bedroht.
Warum ist die Rassenvielfalt des Huhnes bedroht?
Die weltweit gezüchteten regionalen Rassen sind teilweise stark vom Aussterben bedroht. Dies hat mehrere Gründe und das Problem muss ganzheitlich betrachtet werden.
Verdrängung
Die Meisten denken als erstes an die Verdrängung durch moderne Legehennen und Masthähnchen. Dies ist auch definitiv ein großer Faktor, wenn man die Landwirtschaft betrachtet. Als es diese Züchtungen noch nicht gab, waren auf den Höfen Rassehühner viel stärker verbreitet. Zu recht haben die Landwirt:innen dann angefangen Hühner zu halten, welche viel mehr Eier legen oder Fleisch ansetzten. Zurecht fragst du dich jetzt vielleicht. Ich meine es wie es dort steht. Die modernen Züchtungen sind aufgekommen, als die Menschen den Krieg noch in den Knochen stecken hatten. Viele konnten sich an den Hunger den sie erlebt haben erinnern und die Verdienstmöglichkeiten für Landwirt:innen waren eher gering. Mit diesem Hintergrund ist es deshalb sehr verständlich, wenn leistungsstärkere Hühner eingesetzt wurden.
Zuchtaufgabe
Es ist vor allem Hühnerliebhabern und leidenschaftlichen Züchtern zu verdanken, dass viele unserer deutschen Hühnerrassen nicht ausgestorben sind. Doch hier sind wir bei der nächsten Bedrohung unserer Hühnerrassen. Die leidenschaftlichen Züchter sterben aus. Glücklicherweise ist das Huhn wieder modern geworden und es engagieren sich viele und auch junge Menschen als Neuzüchter. Doch auch wenn man nicht züchtet trägt man zum Erhalt einer Rasse bei, wenn man sie im eigenen Garten hält.
Die Frage warum dies so ist bekomme ich sehr häufig gestellt. Einerseits unterstützt du die Arbeit der Züchter, indem du Tiere, Küken und Bruteier dort kaufst. Andererseits stell dir mal vor eine Region mit vielen Züchtern einer Rasse ist schwer von der Vogelgrippe betroffen und viele Bestände werden gekeult. Du selbst hältst aber ganz weit entfernt ein paar Hennen und vielleicht auch einen Hahn. Es können also neue Wege gefunden werden den Bestand neu aufzubauen. Ist eine Rasse nur bei Züchtern in einer Region vertreten, läuft diese viel mehr Gefahr durch eine Krankheit auszusterben.
Private Halter kaufen nur beliebte Rassen
Leider entscheiden sich viele der neuen privaten Hühnerhalter nur für beliebte Hühnerrassen wie z.B. Brahmas, Maran, Araucaner usw. oder sie holen sich Legehennen aus der landwirtschaftlichen Züchtung, weil sie günstig zu bekommen sind und viele Eier legen. Das soll nicht heißen, dass Brahmas, Maran Hühner und Araucana schlecht sind. Das ist quatsch. Aber auch diese Rassen verdängen einheimische Hühnerrassen, die den meisten Einsteigern gar nicht erst bekannt sind. So kommt es häufig vor, dass Hühnerhalter erst mit der Zeit die Rassenvielfalt der Hühner für sich entdecken und auch einheimische unpopuläre Hühnerrassen bei sich einziehen lassen. Für den Aufbau einer Zuchtpopulation ist es dann meistens aus hygienischen oder platztechnischen Gründen zu spät.
Platzmangel
Der Platz ist hier ein wichtiges Stichwort, denn häufig ist auch Platzmangel der Grund, weshalb alte Hühnerrassen nicht gehalten werden. Nicht alle aber einige alte Hühnerrassen haben einen hohen Anspruch an den Auslauf. Sie bevorzugen es weitläufig im Gelände unterwegs zu sein um sich ihr Futter zu suchen. Ein kleiner Stadtgarten führt nur dazu, dass sie zu richtigen Ausbrechern mutieren und beide Seiten gefrustet sind. Diese Hühnerrassen sind eher für extensive Haltungen mit viel Grünauslauf geeignet und genau deshalb nicht beliebt.
Wo kann ich erfahren, welche Hühnerrassen vom Aussterben bedroht sind?
Wenn du dich für die Rassenvielfalt der Hühner interessierst, dann kann ich dir sehr die Internetseite von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) empfehlen. Allerdings werden in der Liste für Geflügel nur Rassen aufgezählt, welche bereits vor 1930 nachweislich in Deutschland gezüchtet wurden. Es gibt jedoch auch neuere Hühnerrassen, welche trotzdem nicht weit verbreitet sind. Auch bei diesen Rassen wäre der Verlust für die Rassenvielfalt nicht gut.
Ich möchte sowohl vom Aussterben bedrohte Rassen mit meiner Arbeit aber auch dich beim Kennenlernen der Rassenvielfalt unterstützen. Deshalb werde ich einige Blogbeiträge Rassen widmen, welche ich persönlich besonders mag.
2 Kommentare
Ich finde das Thema sehr interessant und freue mich schon auf die Rassen, die du vorstellen willst. Leider kann ich in meiner Dachgeschoss Wohnung keine Hühner halten…
Liebe Olivia, ich danke Dir sehr für diesen tollen Blogbeitrag! Es ist so schade, dass wirklich wunderschöne, einheimische und teils sehr alte Rassen immer weiter verdrängt werden. Züchter werden also wirklich dringend gesucht und oft auch gut von den Sondervereinen beim Zuchtaufbau unterstützt und begleitet. Wir sind dadurch vor 9 Jahren zur Erhaltungszucht der Augsburger gekommen und es fühlt sich einfach so absolut richtig an :)! Liebe Grüße, Kaja und Hannah