Augsburger – Die Hühner mit der Krone
Wer ausgefallene Hühnerrassen mag, kommt um das Augsburger Huhn nicht drum herum. Mit seiner Krone auf dem Kopf sieht es wahrlich außergewöhnlich aus. Zusätzlich ist das Augsburger Huhn eine einheimische deutsche Hühnerrasse, welche bereits vor 1930 nachweislich in Deutschland gezüchtet wurde. Deshalb ist es auch offiziell die einzige noch existierende Hühnerrasse mit bayerischer Herkunft.
Zucht der Augsburger
Das wohl prägnanteste Merkmal der Augsburger Hühner ist der Kronenkamm, welcher zu den Doppelkämmen gehört. Erzüchtet wurden die Augsburger ca. 1870 von Julius Meyer in Haunstetten bei Augsburg aus einem La Fleche Hahn und Hennen der heute ausgestorbenen Lamotta Hühner.
Besonderheit Kronenkamm
Dabei wurde neben dem V-förmigen Hörnerkamm der La Fleche, und dem Einfachkamm (Wildtyp) der Lamotta Hühner auch ein Kronenkamm vererbt. Allerdings war dieser Kronenkamm in der darauffolgenden Generation spalterbig.
Spalterbigkeit:
Ein genetisches Merkmal liegt mischerbig am entsprechenden Genort vor. Es vererbt mehrere Ausprägungen eines Merkmals. Bei einem reinerbigen Merkmal wird nur eine Ausprägung vererbt.
In der jüngeren Züchtungsgeschichte der Augsburger wurde eine weitere Zuchtrichtung eingeschlagen: Die der reinerbigen Kronenkämme. Bei diesen ist das Ziel, dass alle Nachkommen mit Kronenkamm schlüpfen. Dazu wurden Sizilianer, blaue Andalusier und Sachsenhühner eingekreuzt mit erfolgreichem Ergebnis. Aktuell werden diese reinerbigen Augsburger in ihrer Linie stabilisiert und die Rassemerkmale gefestigt.
Aussehen – Gefieder
- Schwarz mit grünem Glanz
- Blau-Gesäumt; Hähne mit blauschwarzem Hals- und Sattelbehang
Mit Blau ist ein mittleres Taubenblau gemeint und „Gesäumt“ bedeutet, dass jede Feder mit einem Schwarzen Rand eingesäumt ist.
Größe und Gewicht
Die Körperform der Augsburger ist im Landhuhn Typ und es gilt als mittelschwer. Neben den normal großen Augsburgern gibt es auch noch eine verzwergte Form. Diese gibt es nur in der schwarzen Farbe. Im Gewicht unterscheiden sich die großen und kleinen Augsburger deutlich voneinander.
Hennen:
- Normal: 2,0 – 2,5 kg
- Zwerg: 0,8 kg
Hahn:
- Normal: 2,3 – 3,0 kg
- Zwerg: 0,9 kg
Besonders für kleine Gärten kann die Zwergform der Augsburger eine attraktive Alternative zu normal großen Hühnern sein.
Legeleistung
Die Legeleistung der Augsburger wird mit 180 Eiern pro Jahr und die der Zwerge mit 120 Eiern pro Jahr angegeben. Allerdings gibt es hier je nach Zuchtstamm ggfls. erhebliche Unterschiede. Das liegt vor allem daran, dass bei allen Rassehühnern eine tägliche individuelle Erfassung der Legeleistung jeder einzelnen Henne nicht durchgeführt wird. Verständlicherweise kann ein Züchter nicht von morgens bis abends schauen welches Huhn ein Ei legt. Deshalb kann diese Kennzahl nur bedingt in die Zucht mit einfließen und die Eizahlen je Jahr können mit der Zeit abgenommen haben.
Bruteimindestgewicht
Für die Nachzucht kann nicht jedes Ei genommen werden. Je nach Rasse ist das Mindestgewicht eines Bruteis anders. Für die Augsburger liegt es bei 58 g und bei den Zwergen bei 35 g.
Der Charakter der Augsburger
Augsburger haben einige tolle Charaktereigenschaften. Da sie aus Bayern kommen, sind sie perfekt an die regionalen Temperaturen dort angepasst. Schnee und Kälte? Kein Problem für die Augsburger. Sie gelten als sehr robust.
Darüber hinaus sind Augsburger gute Futtersucher und gehen auch weiträumig in den Auslauf. Aber auch Kleingurppenhaltungen mit Voliere funktionieren mit den Augsburgern gut und sie sind unproblematisch. Allerdings solltest Du bei der Haltung auf hohe Zäune und eine Übernetzung achten. Ansonsten kann es passieren, dass sie ihre eigene Vorstellung von „schön“ an deinem Blumenbeet anwenden. Augsburger können nämlich ganz gut fliegen und durch ihre lebhafte Art kommen sie auch schon mal auf abenteuerliche Ideen.
Mein Eindruck der Augsburger Hühner:
Ein kleines Interview mit der erfahrenen Züchterin Kaja Heckmann-Staroste:
Bei einem kleinen Interview mit Züchterin Kaja Heckmann-Staroste konnte ich noch einige weitere Charaktereigenschaften herausfinden, die vor allem beim täglichen Zusammenleben mit den Tieren wichtig sind. Sie beschreibt die Augsburger als ausgesprochen „instinktsicher, intelligent, agil und mutig. Das ist vor allem bei der Abwehr von und Warnung vor Raubtieren wichtig. Laut Kaja passen die Hähne gut auf und warnen schnell. Die Hennen sind durch ihre Agilität dann schnell verschwunden. Das macht es für Angreifer aus der Luft sehr schwer. Oft sind gute Aufpasser aber auch aggressiv dem Menschen gegenüber. Dem kann Kaja im Falle der Augsburger nicht zustimmen. Sie sagt, dass es zwar ab und zu mal vorkommt aber die Hähne dem Menschen gegenüber grundsätzlich sehr freundlich sind. Auch die Hennen können sehr zutraulich werden. Allerdings merkt Kaja auch an, dass die Zutraulichkeit auch mit der Menge an Zeit, die man in die Tiere investiert, zusammenhängt. Bei ihr tanzen die Augsburger Jungtiere regelmäßig auf der Schulter herum. So lange es nicht die Nase ist, klingt das für mich nach einem charakterlich tollen Huhn.
Geschichte der Zucht
Nach der Erzüchtung der Augsburger erfreuten sich diese einer hohen Beliebtheit und wurden mit Hilfe der staatlichen Zuchtstationen weit verbreitet. Da die Kronenkämme jedoch nicht reinerbig waren, untersagte der bayerische Landwirtschafsrat um 1900 den Zuchtstationen die weitere Verbreitung. Einiger weniger Züchter ist es zu verdanken, dass die Augsburger nicht schon damals ausgestorben sind. 1938 wurde ein Sonderverein für die Augsburger mit drei Mitgliedern gegründet. Doch durch die Diktatur in Deutschland wurden die mischerbigen Augsburger verboten. Der zweite Weltkrieg führte zusätzlich zu einem starken Einbruch in den Tierzahlen. Der einzig übrig gebliebene Züchter Hans Suttner machte sich die Mühe die verbliebenen doppelkämmigen Augsburger zusammen zu tragen und eine Zuchtpopulation wiederaufzubauen.
In den 50er Jahren nahmen die Tier- und Züchterzahlen dann wieder deutlich zu. Seitdem sind die Augsburger mal mehr und mal weniger stark verbreitet gewesen. Wer sich noch intensiver für die Geschichte der Augsburger interessiert, sollte unbedingt bei der Homepage des noch heute existierenden Sondervereins vorbeischauen.
Augsburger vor dem Aussterben retten
In der „Liste alter einheimischer Geflügelrassen in Deutschland“ der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) werden Geflügelrassen in vier Kategorien eingeteilt. Leider sind die Augsburger in der 1. Kategorie, welche extrem gefährdete Hühnerrassen auflistet. Wenn Du die Augsburger gerne unterstützen möchtest, dann überleg gerne, ob diese Hühnerrasse etwas für Dich und Deinen Garten wäre. Eine ausführliche Liste mit Züchteradressen findest du beim „Sonderverein der Züchter des Augsburger Huhnes und der Zwerg-Augsburger“.
Vielleicht ist ja auch die Erhaltungszucht etwas für Dich. Der Verein freut sich mit Sicherheit über neue Gesichter, die sich für den Erhalt dieser tollen Hühnerrasse einsetzten. Aber auch, wenn du keinen Platz für die Erhaltungszucht hast, bin ich mir sicher, dass die Züchter:innen sich freuen, wenn sie für die zuchtuntauglichen Hennen und Hähne ein schönes Zuhause in Deinem Garten finden.
Mein erster Kontakt
Den Augsburgern bin ich das erste Mal über meine Arbeit bei der Beratung für Naturland begegnet. Im Projekt RegioHuhn, in dem ich arbeite, sind die Augsburger integriert mit großer Unterstützung von Züchtern des BDRG. Über Instagram bin ich den Züchtern vom Account @augsburgerhuhn_erhaltungszucht begegnet und ich durfte sie und ihre Augsburger in Landsberg am Lech besuchen. Vorher war ich schon begeistert aber die Augsburger live zu sehen ist echt toll. Die Althennen waren super entspannt und machten ihr Ding. Am Gras zupfen, Staubbaden und auch mal auf den Arm genommen werden. Die Junghähne waren kleine Rabauken aber gar nicht aggressiv oder feindselig. Mit Abstand betrachtet werden war absolut kein Problem. Besonders faszinierend fand ich, dass der Kronenkamm der Junghennen am Anfang noch ganz klein bleibt und dann – wie bei anderen Hennen auch – erst mit der Legereife zu wachsen beginnt. Was ich vor meinem Besuch auch noch nicht wusste ist, dass es eine Zwergform der Augsburger gibt. In Person habe ich diese aber noch nicht gesehen. Da diese faszinierende Hühnerrasse vom Aussterben bedroht ist, ist es mir ein besonderes Anliegen die Augsburger bekannter zu machen.
Ich möchte mich auch ganz herzlich bei Kaja Heckmann-Staroste und Hannah Staroste dafür bedanken, dass
- ich sie und ihre Augsburger Hühner besuchen durfte,
- sie mich mit soooo vielen Informationen über die Rasse versorgt haben,
- sie mich bei allem was ich mache so lieb unterstützen,
- sie sich so sehr für die Augsburger Hühner einsetzen.
Vielen Dank!
3 Kommentare
Hallo,
ein Freund von mir hat einen riesigen vorbildlich gestalteten Bauernhof in Südtirol, wo er alte Sorten von Obst und Getreide züchtet. Auf seinen Hof würden die Augsburger Hühner sehr gut passen . Wo kann ich ein Pärchen erwerben? Bzw einen Gockel und mindestens zwei Hennen. Sie können mir sicher weiterhelfen. Ich freue mich über seriöse Züchteradressen.
Mit freundlichen Grüßen ! Sybille Walch
Tausend Dank, liebe Olivia, für Deinen netten Besuch im letzten Jahr, Dein Interesse an unseren so stark vom Aussterben bedrohten Augsburger und Deinen Einsatz auf ganzer Ebene! Einfach toll! Ganz liebe Grüße aus Bayern, Hannah und Kaja
Sehr interessanter Beitrag. Ich bewundere die Erhaltungszucht von Kaja und Hannah. Wer die Möglichkeit hat, sollte sie unterstützen. Die Augsburger sind es wert.