Domestikation des Haushuhns

Vom Bankivahuhn zum Haushuhn

Heute habe ich einen super spannenden Blog-Beitrag für Dich: richtige Hühnergeschichte. Ich schreibe über die Entwicklung vom „Wildhuhn“ bis zum Haushuhn und deren Geschichte. Letztere hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, wenn es neuere Forschungsmethoden und Erkenntnisse gab. Das Verständnis der Geschichte und der Entwicklung vom Haushuhn kann uns dabei helfen moderne Fragestellungen zu beantworten.

Wenn Du Hühner hältst hast Du Dich bestimmt schon häufig gefragt:

  • Warum reagiert mein Huhn gerade so?
  • Was stört mein Huhn?
  • Wie kann ich meine Hühnerhaltung noch verbessern?

Um auf diese und viele andere Fragen eine Antwort zu bekommen, ist es hilfreich sich die Entwicklung des Haushuhns vom Wildhuhn und dessen Lebensraum genauer anzuschauen. Alles kann ich in einem einzigen Blogbeitrag nicht behandeln und deshalb werden auf diesen noch einige weite Beiträge zu den Ursprüngen des Huhnes und seines Lebensraums kommen. Jetzt erfährst du erstmal:

  • die Bedeutung des Begriffs „Domestikation“,
  • die Herkunft unserer Haushühner,
  • wie das Huhn nach Europa kam und
  • warum das Wildhuhn überhaupt domestiziert wurde.

Klingt spannend? Na dann los.

Die Bedeutung der Domestikation

Werden Wildtiere durch den Menschen aktiv verändert, so spricht man von einer Domestizierung. Das Wort Domestikation kommt aus dem lateinischen „domesticus“ und bedeutet „häuslich“. Häuslich passt sehr gut, da ein Wildtier seinem ursprünglichen Lebensraum entnommen wird und sich an das Leben beim Menschen (im/am Haus) anpassen muss. Dabei werden die Tiere, welche beim Menschen leben genetisch von der Wildform getrennt. Man spricht von einer genetischen Isolation. Die Merkmale der isolierten Tiere werden dann vom Menschen aktiv durch die Zuchtarbeit verändert. Dies wird auch beim Namen deutlich: Das Wildhuhn wird Gallus gallus genannt, während das Haushuhn Gallus gallus domesticus genannt wird. Beim domestizierten Huhn werden die Tiere über Generationen einer Haltungsumwelt angepasst. Die Gene der Tiere werden dabei durch drei Faktoren verändert:

  1. Die Anpassung der Tiere an die Umwelt
  2. Die Auswahl von Zuchttieren, während andere von der Zucht ausgeschlossen werden – man spricht vom Selektionsdruck
  3. Zufall

Durch den Prozess der Domestikation wird jedoch auch die Anpassungsfähigkeit reduziert und Verhaltensweisen verändert. Veränderung in der Genetik ist notwendig, wenn das Huhn weltweit gehalten werden soll, aber ursprünglich aus einem sehr warmen Teil der Erde kommt.

Abgebildet ist ein Bankivahuhn und der Text "Domestikation des Haushuhns.

Der Urspung des Haushuhns liegt in Süd-Ost Asien

Es wird allgemein angenommen, dass das Haushuhn vom Bankivahuhn bzw. Roten Dschungelhuhn (Gallus gallus) abstammt. Das Bankivahuhn gehört zur Gattung der Kammhühner, zu denen auch das Sonnerathuhn (Gallus sonnerati), das Lafayettehuhn (Gallus lafayettii) und das Gabelschwanzhuhn (Gallus varias) gehören. Auch die anderen Kammhühner wurden eine Zeit lang als mögliche Vorfahren des Haushuhnes diskutiert.  

Systematik des Bankivahuhns bzw. Rotes Dschungelhuhn:

Klasse: Vögel (Aves)

            Ordnung: Hühnervögel (Galliformes)

                        Familie: Fasanenartige (Phasianidae)

                                    Gattung: Kammhühner (Gallus)

                                                Art: Bankivahuhn (Gallus gallus)

Das Bankivahuhn lebt auch heute noch in Süd-Ost Asien. Es ist sehr anpassungsfähig und lebt beispielsweise auf den Phillipinen, im Osten des indischen Subkontinents, im südlichen China, sowie entlang des Himalaya Gebirges. Von dort aus eroberte das Huhn die Welt mit einer einzigartigen Erfolgsgeschichte, wenn man die reine Anzahl der Hühner weltweit betrachtet. Wie es nach Europa gelangte, darüber gab es im Laufe der Zeit unterschiedliche Theorien.

Die Domestikationsgeschichte des Haushuhns

Im Laufe der Erforschung der Domestikationsgeschichte des Haushuhns gab es unterschiedliche Auffassungen und auch heute sind noch nicht alle Rätsel gelöst. Durch die moderne Genetik kommen wir des Rätsels Lösung jedoch immer näher.

Ausbreitungsvermutungen vor der Forschung am Gen

Ältere Literatur vermutete, dass die Domestikation 3.200 v.Chr. in Indien stattgefunden hat und von dort durch die Indus-Kultur ca. 2340-2180 v. Chr. in das damalige Mesopotamien gelangte. Von dort aus soll sich das Haushuhn um 1840 v. Chr. nach Ägypten und um 700 v. Chr. nach Griechenland verbreitet haben. Zusätzlich vermuteten Forscher damals, dass das Haushuhn sich von Indien aus 1400 v. Chr. nach China ausbreitete. Dieser Theorie widersprachen jedoch andere Forscher. Sie zweifelten sowohl Zeitpunkt als auch Ort anhand von archäologischen Funden an. Nach der Theorie dieser Forscher wurde das Haushuhn nicht in Indien, sondern Südostasien domestiziert. Auch wurde vermutet, dass die Domestikation um ca. 6.000 v. Chr. Abgeschlossen und etabliert war. Erst 4.000 Jahre, also um 2.000 v. Chr. soll das Haushuhn erst nach Indien und dann nach Russland und Europa gelangt sein. Dort soll es bereits in der Eisenzeit (ab 1.200 v. Chr.) angekommen sein. 

Neue Erkenntnisse durch moderne Genetikforschung 

Die Forschung am Genom des Huhnes schaffen neue Einblicke in dessen Erfolgsgeschichte. Durch neuere Forschung an den in China gefundenen Knochen konnte nur bei zweien die Herkunft vom Huhn bestätigt werden. Diese Knochen stammen aus der Zeit um 3.000 - 700 v. Chr. bzw. 2300 - 1.900 v.Chr. und belegen, dass es in dieser Zeit Hühner in zwei Provinzen Chinas gab. Diese Ergebnisse zeigen, dass die moderne Forschung ältere Aussagen korrigieren kann. Doch auch in der modernen Forschung wird sich weiter um einige Details gestritten. Denn, die Identifizierung der geografischen Herkunftsorte von Haushühnern ist schwierig, da die Knochen wilder Hühner von denen anderer Fasanenvögel schwer zu unterscheiden sind. 

Die heutige Annahme ist, dass Hühner auf dem indischen Subkontinent domestiziert wurden. Der Tatsächliche Zeitpunkt der Domestikation ist nicht abschließend geklärt. Die Hühnerhaltung soll jedoch bereits 3.000 Jahre v. Chr. bis hin in den Nahen Osten im heutigen Gebiet des Irans weit verbreitet gewesen sein. Weitere Funde von Knochen aus der Türkei und Syrien von ca. 2400-2000 v. Chr., aus Jordanien von ca.1200 v. Chr. und aus Ägypten ca. 1120 v. Chr. wurden von Forschern abgesichert. In geringem Umfang wurden ebenfalls Knochen in Spanien, Südfrankreich und Griechenland aus der Zeit um ca. 900 – 800 v. Chr. und Großbritannien um ca. 770 – 390 v. Chr. Gefunden. Auch Aufzeichnungen von den Römern von 200 – 480 n. Chr. bestätigten die Ankunft des Haushuhnes in Europa.

Die am meisten verbreitete Meinung ist, dass das Huhn über multiple Wege aus den asiatischen Regionen nach Europa gelangte. Dabei wir die Domestikation in drei Phasen unterteilt.

  1. Domestizierung im ursprünglichen Verbreitungsgebiet
  2. Ausbreitung der domestizierten Hühner nach Westasien
  3. Einfuhr nach Europa nach Intensivierung zur Nahrungsmittelproduktion

Da auch in den jüngsten Forschungsergebnissen immer neue Erkenntnisse zu Tage kommen, ist es durchaus möglich, dass wir auch heute noch einiges über die Verbreitung des Huhns nicht wissen.

Herausforderungen in der Erforschung der Genetik

Es gibt mehrere Gründe, warum die Interpretation der genetischen Informationen des Huhns so schwierig sind. Für die Forschung müssen genetische Vergleiche zwischen dem rotem Dschungelhuhn und den domestizierten Hühnern gemacht werden. Allerdings kann es durchaus sein das die genetische Vielfalt, welche unsere Haushühner aktuell haben, nicht mehr vollständig ist, da es einige Rassen nicht mehr gibt, und somit auch nicht das komplette genetische Spektrum abgebildet ist um verglichen werden zu können. Zusätzlich können auch domestizierte Hühner mit Bankivahühnern Nachkommen produziert und dadurch die Gene hybridisiert haben. Das Gleiche gilt auch für die Verpaarung von verschiedenen Unterarten des Bankivahuhns, da sich die Verbreitungsgebiete überschneiden.

Ich – Olivia Müsseler – halte ein Bankivahuhn auf dem Arm.

Hier halte ich ein Bankivahuhn auf dem Arm.

Faszination Huhn – Gründe für die Domestikation

Der Hauptgrund für die Domestizierung des Huhnes ist noch unklar. Es gibt keine Beweise, dass sie für den Verzehr von Fleisch oder Eiern domestiziert wurden. Bedeutend wahrscheinlicher sind ästhetische und soziokulturelle Gründe. Einer dieser Gründe kann z.B. der Einsatz der Hähne zu Hahnenkämpfen sein aber auch die religiöse Bewunderung des Hahnes für sein Krähen, Gefieder, Hautfarbe und Körpergröße ist ein Domestikationsgrund. In der Zeit, aus dem die Knochenfunde im Nahen Osten stammen, ist anzunehmen, dass Hühner als exotisch galten und zur Zurschaustellung in königlichen zoologischen Gärten gehalten wurden. Auch der Einsatz für Hahnenkämpfe ist in dieser Zeit möglich gewesen. Erst deutlich später wurde das Huhn für die Lebensmittelproduktion weiter domestiziert. Die Domestizierung hat zu einer starken Diversifizierung der Hühnerrassen geführt. Weltweit gibt es mehr als 1.000 lokale Hühnerrassen und etwa drei mal so viele Hühner als Menschen.

Ich hoffe dieser Einblick in die Geschichte des Huhnes hat dir gefallen und es war etwas neues für dich dabei. Schreib mir deine Gedanken gerne unten in die Kommentare.

1 Kommentar

Hallo Olivia.
Ich habe eine Frage zu dem Thema Domestizierung.
Kann man davon ausgehen, dass unsere heutigen Haushühner noch immer einige “Eigenschaften” des Urhuhnes haben? Ist es nicht so, dass sie gerade in unseren Breiten in der kalten Jahreszeit einige Nachteile haben? Keine Daunen und bei starker Kälte kommen sie zwar mit einem erhöhten Stoffwechsel gut durch, aber ihre Futtervorräte reichen nicht vollständig als Nachschub in den langen Nächten. Ich habe gelesen, nach ca. 6 Stunden ist alles aus dem Kropf “verstoffwechselt”. Deshalb auch in Foren immer das leidliche Thema “Licht”. Ich beleuchte zum Beispiel zusätzlich im Freilauf und Stall, damit sie bis ca. 21.00 Uhr noch Nahrung aufnehmen können. Ab dann geht das Licht langsam aus. Morgens ab ca. 7.00 Uhr geht es langsam wieder an. Und dabei steht bei mir nicht unbedingt die Legeleistung im Vordergrund, sondern aus meiner Sicht die Gesundheit mit möglichst wenig “Leerzeiten” mit Vorrat im Winter. Hast du da eventuell noch Tipps? Liege ich mit meiner Meinung da halbwegs richtig?
Viele Grüße Frank Herrmann

Ich bin übrigend der Frsgestelle bei Insta zur Hybridisierung…(Hühnchenparadies)

Frank Herrmann 21 Februar, 2022

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